Obermayer Awards 2021
Virtuelle Feierstunde für sechs Preisträger*innen im Abgeordnetenhaus von Berlin
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Die Obermayer Awards 2021 wurden am 25. Januar 2021 im Rahmen einer live im Internet übertragenen virtuellen Feierstunde im Abgeordnetenhaus von Berlin verliehen. Die Awards würdigen deutsche Einzelpersonen und Organisationen, die sich in der Erinnerungsarbeit für einst lebendige jüdische Gemeinden engagieren und ausgehend von den Lehren aus der NS-Zeit Vorurteile und rechtsextreme Tendenzen in der heutigen Zeit bekämpfen. Die Preisverleihung findet alljährlich im Kontext des Internationalen Holocaust-Gedenktags am 27. Januar im Berliner Abgeordnetenhaus statt.
Moderiert wurde die Veranstaltung von der bekannten Journalistin Shelly Kupferberg und Patrick Siegele, Direktor des Anne Frank Zentrums in Berlin und Mitglied der Obermayer-Awards-Jury.
In diesem Jahr gehen die Preise an zwei Vereine und vier Einzelpersonen, die in ihren Gemeinden Herausragendes geleistet haben. Sie stehen beispielhaft dafür, dass aus dem Anerkennen der dunklen Vergangenheit eines Landes die Motivation hervorgehen kann, Positives für Gegenwart und Zukunft zu bewirken.
Die Verleihung der Obermayer Awards 2021 zum Nachschauen >>
AKuBiZ e.V., Pirna: Der ehrenamtlich getragene Verein engagiert sich mit kreativen Ansätzen gegen Neonazismus und Rechtsextremismus in der Sächsischen Schweiz, obwohl sich die leitenden Mitarbeiter*innen immer wieder Gewaltandrohungen und Angriffen ausgesetzt sehen. Zu den Aktivitäten gehören geschichtliche Wanderseminare, insbesondere zu Orten des Widerstands während der NS-Zeit, und ein digitaler Atlas zur Lokalgeschichte im Nationalsozialismus. Das AKuBiZ (Alternatives Kultur- und Bildungszentrum) hat darüber hinaus eine innovative Comicreihe veröffentlicht, die sich mit rechter Gewalt auseinandersetzt, und engagiert sich auch gegen Zuwanderungs- und LGBTQ-Feindlichkeit. Eine vom AKuBiZ entwickelte Wanderausstellung gibt einen Überblick über das vielfältige jüdische Leben vor dem Holocaust. Geschichte und Video
Erich-Zeigner-Haus e.V., Leipzig: Der Verein sensibilisiert Jugendliche in Leipzig und Sachsen für die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte und fördert Zivilcourage gegenüber rechtsextremen Aktivitäten in der Region. Die Schüler*innen werden dazu angeleitet, eigenständige Recherchen zum Leben von Holocaust-Opfern aus der Region durchzuführen, und organisieren anschließend Spendenaktionen für die Verlegung von Stolpersteinen sowie Gedenktafeln für Stille Helden aus dem Leipziger Rettungswiderstand. Zu den weiteren Aktivitäten gehören Workshops zu Themen wie „Bekämpfung von Antisemitismus“ und „Argumentieren gegen Rechts“ oder innovative Schulungen und Weiterbildungen für Lehrer*innen. Geschichte und Video
Elisabeth Kahn, Berlin und Augsburg: Elisabeth Kahn führt Jugendliche durch Projekte, die intensive biographisch-historische Recherchen umfassen und unterschiedliche künstlerische Ausdrucksformen und Bühneninszenierungen integrieren. Dabei gelingt es ihr, die Lebensleistung antisemitisch Verfolgter zu würdigen und neue Perspektiven auf die Vergangenheit zu eröffnen, die gleichzeitig Diskriminierung in der heutigen Zeit sichtbar werden lassen. Auch Jugendliche mit Migrationshintergrund bekommen über die Auseinandersetzung mit konkreten Lebenswegen und eigener Diskriminierungserfahrung einen Zugang zur NS-Geschichte. Elisabeth Kahn ist Gründungsmitglied des in Berlin ansässigen Vereins „Tanz Theater Dialoge“, in dem sich seit 2009 Künstler*innen und Pädagog*innen verschiedener Disziplinen in pädagogischen Projekten engagieren, auch im Kontext der Verbindung von Geschichte und aktuellen Lebenswelten. Geschichte und Video
Friederike Fechner, Stralsund: Die professionelle Cellistin ist die treibende Kraft in Stralsund, wenn es um die Dokumentation der Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde und die lokale Gedenkarbeit geht. Sie hat auf ehrenamtlicher Basis umfassende Recherchen zur 300-jährigen Geschichte der jüdischen Kaufmannsfamilie Blach durchgeführt, der ursprünglich ein später vom Ehepaar Fechner erworbenes Haus gehört hatte. Frau Fechner ist Gründerin der „Initiative zur Erinnerung an jüdisches Leben in Stralsund“ und hat in der mecklenburg-vorpommerschen Hansestadt an der Ostsee eine Reihe von Gedenkinitiativen auf den Weg gebracht, darunter die Vervollständigung der Stolpersteine sowie Konzerte mit Werken jüdischer Komponist*innen. Im Zuge dieser Arbeit ist es ihr gelungen, in der ganzen Welt verstreut lebende Nachfahren Stralsunder Juden aufzuspüren und wiederzuvereinen. Geschichte und Video
Volker Keller, Mannheim: Seit vier Jahrzehnten setzt sich der pensionierte Lehrer und Schulrektor dafür ein, die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Mannheim nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. In den 1990er Jahren hat er mit einer Gruppe von Schüler*innen und Studierenden die Namen und Schicksale der Mannheimer Juden recherchiert, die während der NS-Zeit ermordet wurden. Ihre Ergebnisse wurden in dem Gedenkbuch „Auf einmal da waren sie weg“ zusammengefasst. Das Werk hat wesentlich zur Schaffung eines beeindruckenden Holocaust-Mahnmals im Stadtzentrum beigetragen: In dem Glaskubus sind alle 2.280 Namen eingraviert. Volker Kellers umfassende Recherchen zu jüdischem Leben und Kultur mündeten in fünf Büchern und zahlreichen Artikeln, Führungen und Vorträgen. Geschichte und Video
Dr. Marion Lilienthal, Korbach: Die Regionalhistorikerin und Lehrerin für Geschichte, Ethik und Geographie hat mit ihrem unermüdlichen Engagement dafür gesorgt, dass die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Korbach in Nordhessen ins öffentliche Bewusstsein rückte. Sie beschritt sehr früh neue Wege und gestaltete eine Website zur jüdischen Lokalgeschichte während der NS-Zeit (www.gedenkportal-korbach.de), organisierte Geschichts-Workshops, Ausstellungen, Besuche von Holocaust-Gedenkstätten und andere Bildungsprogramme. Darüber hinaus hat Dr. Lilienthal umfangreiche eigenständige Forschungsprojekte zur jüdischen Geschichte verfolgt und etliche Bücher, Aufsätze und Artikel zum Thema publiziert. Neben Führungen zu den Häusern ehemaliger jüdischer Bürger*innen sind ihr auch weitere wertvolle Beiträge zur Erinnerungskultur in Korbach zu verdanken. Geschichte und Video
Die Obermayer Awards wurden im Jahr 2000 von Dr. Arthur S. Obermayer (1931-2016), einem vielfältig engagierten amerikanischen Unternehmer und Philanthropen, und seiner Frau Dr. Judith H. Obermayer ins Leben gerufen. Die Verwaltung erfolgt durch Widen the Circle. Die Preisverleihung in Berlin wird durch das Berliner Abgeordnetenhausfinanziell und organisatorisch unterstützt. Co-Sponsor ist das Leo Baeck Institut (New York).
THIS WALL BRINGS PEOPLE TOGETHER
Students at this Berlin elementary school, built on the site of a synagogue, have been building a wall for the past two decades. It delivers a powerful message about community.
A NAZI LEGACY, A LIFE GIVING BACK
Hilde Schramm has spent her adult life fighting racism and intolerance. And she doesn’t shy from her family history as the daughter of an infamous Nazi leader.
STUDENTS REACHING STUDENTS
When a handful of ninth graders from Berlin met Rolf Joseph in 2003, they were inspired by his harrowing tales of surviving the Holocaust. So inspired that they wrote a popular book about his life. Today the Joseph Group helps students educate each other on Jewish history.