Obermayer German Jewish History Award

Josef Motschmann

Staffelstein, Bayern

Der Standort von Josef Motschmanns Elternhaus war in vielerlei Hinsicht richtungsweisend für sein späteres Leben. Er wurde 1952 als Sohn katholischer Eltern im Judenhof in Altenkunstadt geboren, einst Teil einer geschäftigen jüdischen Nachbarschaft. Als wissbegieriges Kind bemerkte er schon früh, dass seine Fragen nach dem Verbleib der Juden mit Schweigen beantwortet wurden. Als interessierter junger Erwachsener entschloss er sich, die Geschichte der Juden in Altenkunstadt und den umliegenden Gemeinden in Oberfranken zu erforschen. 

Zu Beginn seiner Studien fand Josef Motschmann heraus, dass im Jahr 1837 die Bevölkerung der Stadt 400 Juden, 380 Katholiken und 22 Protestanten umfasste. Eindeutig waren die Juden keine kleine Minderheit, sondern ein wichtiger Teil der Gemeinde. Josef Motschmann, Religionslehrer von Beruf, begann, seine detaillierten wissenschaftlichen Studien über die Juden im Oberen Maintal zu veröffentlichen und hielt Vorträge zu diesem Thema. 1983 erschien sein Vortrag “Der Leidensweg der Juden am Obermain” als Buch und erregte große Aufmerksamkeit. Dies veranlasste ihn zu weiteren Arbeiten, u.a. über die Geschichte der Synagoge von Horb aus dem Jahr 1735, die jetzt im Israelischen Museum in Jerusalem untergebracht ist, einem Reiseführer zu ehemaligen jüdischen Gemeinden in Bayern sowie einem Buch über die Geschichte dieser Gemeinden. Bei der Vorbereitung für sein 1988 erschienenes ansprechendes Buch “Es geht Schabbes ein. Vom Leben der Juden in einem Fränkischen Dorf” wertete Josef Motschmann 8 Jahre lang Archivmaterial aus und besuchte Überlebende, ehemalige Nachbarn und Bedienstete jüdischer Familien aus Altenkunstadt. Mit seinen Schriften stellte Josef Motschmann sicher, dass diese jüdischen Gemeinden Oberfrankens nicht in Vergessenheit geraten. 

Am 9. November 1988, 50 Jahre nach der Kristallnacht, wurde der Hochzeitsstein in der einfachen, aber schönen Barocksynagoge aus dem Jahre 1726 in Altenkunstadt ersetzt. Ein großes, von Josef Motschmann organisiertes Restaurierungsprojekt der Synagoge folgte. Im Frauenteil ist eine ständige Ausstellung über die Geschichte der Juden im oberen Maintal zu sehen, die wichtige Judaica, Fotografien und einige besonders wertvolle Gegenstände aus dem Besitz von Juden, die im Holocaust ums Leben kamen, zeigt. Die Synagoge wird heute als Treffpunkt genutzt, der die Erinnerung an die jüdische Kultur wach hält. Das Veranstaltungsprogramm beinhaltet Vorträge und Kunstausstellungen, die von Diavorführungen über Marc Chagalls Werk bis zu Kinderzeichnungen aus Theresienstadt reichen und alljährlich wird am Tag der Kristallnacht eine Gedenkfeier abgehalten.

Im Jahr 1999 veröffentlichte Josef Motschmann zusammen mit Siegfried Rudolph ein Buch mit außergewöhnlichen Fotografien des Jüdischen Friedhofs in Burgkunstadt, auf dem seit 1620 die Juden aus der Umgebung bestattet wurden. Die Anlage des Friedhofs ist grafisch dargestellt und alle lesbaren Grabsteine und Namen sind aufgelistet. Josef Motschmann ist nicht nur verantwortlich für die Restaurierung und Pflege dieses Friedhofs, sondern er organisiert auch alljährlich eine bewegende und symbolische Gedenkfeier. Obwohl in dieser Gegend heute keine Juden mehr leben, zieht diese Veranstaltung jedes Jahr Hunderte von Besuchern an, die Josef Motschmanns Engagement teilen, der einst lebendigen, bedeutenden jüdischen Kultur in Deutschland zu gedenken.

 
 

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