Obermayer German Jewish History Award

Irene Corbach

Köln, Nordrhein-Westfalen

Ohne Dieter und Irene Corbach wäre der Name Erich Klibankskys heute vergessen. Als Lehrer am jüdischen Kölner „Jawne Gymnasium“ rettete Klibansky in den dreißiger Jahren mindestens 130 Schüler aus Nazi-Deutschland. Klasse für Klasse brachte er sie mit Kindertransporten nach England. Er selbst wurde nach seiner Deportation in Minsk umgebracht.

Klibanskys ist nur ein Name von vielen, an den die Corbachs die Erinnerung wach halten. Seit Mitte der achtziger Jahre erforschten beide in ihrer Freizeit die Geschichte vieler jüdischer Schulen in Köln, wie auch die Deportationen aus der Stadt. Nach Dieters Tod 1994 machte die heute 65 Jahre alte Irene allein weiter. Weder widerwillige Politiker, behäbige Bürokratie, noch fehlende Finanzmittel konnten sie aufhalten. „Durch sie habe ich Leute getroffen, die ich bereits verloren geglaubt hatte“, sagt Fritz Bauchwitz, ein von Klibansky geretteter Schüler.

Angetrieben von einer tief empfundenen Verantwortung für die Geschichte, hatten sich die Corbachs – er als Religionslehrer, sie mit einem kleinen Verlag – schon lange in ihrer Kirchenge-meinde für die christlich-jüdischen Beziehungen engagiert. Doch vor knapp 20 Jahren traf Irene auf einer Tagung einen Mann, der ihr erzählte, sein Vater sei Lehrer an einer jüdischen Volksschule in der Kölner Lützowstraße gewesen. „Ich erschrak“, erinnert sie sich, „denn es konnte nur die Gleiche sein, die ich später als Handelsschule besuchte.“ Die Lehrer hatten nie von der Vorgeschichte erzählt. Für Irene war schnell klar: Die heutigen Schüler dürfen nicht so ahnungslos wie sie bleiben.

Dieses Erlebnis wurde Ausgangspunkt für die Forschungen der Corbachs. Sie begannen nach Zeitzeugen zu suchen, fuhren nach Israel und standen bald in Kontakt mit Menschen, „die noch Kölsche Lieder singen konnten“, sagt Irene Corbach. Schnell stießen sie auf immer mehr von Klinbanskys ehemaligen Schülern. „Heute hält sie mit fast allen Überlebenden des ‚Jawne-Gymnasiums‘ Kontakt“, sagt Fritz Bauchwitz. 700 Namen stehen in Irene Corbachs E-Mail-Verteiler, der einmal jährlich einen Newsletter in alle Welt versendet. „Durch meine Arbeit sind mir die Geschichten der Menschen so vertraut – es ist, als wäre ich mit ihnen verwandt“, sagt sie.

Die Ausstellung „Die Jawne zu Köln“ und das gleichnamige Buch – recherchiert von beiden und geschrieben von Dieter - informieren über jüdische Schulen in der Domstadt und das Wirken des letzten Jawne-Rektors Erich Klibansky. Nach ihm und weiteren Persönlichkeiten sind auf Initiative der Corbachs heute Straßen und Plätze benannt. Wo einst das Schulgebäude stand, erinnert der Löwenbrunnen an das frühere Gymnasium. In seinen Stein sind die Namen der deportierten Kinder gemeißelt. Das von Dieter Corbach begonnene und nach seinem Tod von Irene beendete Buch „6.00 Uhr ab Messe Köln-Deutz: Deportation 1938 - 1945“ klärt über das Schicksal von 7000 ermordeten Kölner Juden auf.

Irene Corbach selbst hat unzählige Gedenkfeiern, Diskussionen und Vorträge mit Zeitzeugen zu früheren jüdischen Gemeinschaften in Deutschland organisiert, kümmert sich darüber hinaus um den Erhalt der Kölner jüdischen Friedhöfe. Eine hartnäckige Rechercheurin sei sie zudem, sagen Freunde, die vielen bei der Aufklärung der eigenen Familiengeschichte half. „In einer altmodischen Weise geht sie direkt auf die Leute zu, wenn sie Hilfe brauchen“, sagt Helga Fritz. „Sie denkt nicht lange darüber nach. Sie macht es einfach.“

Unaufgeregt und ruhig erzählt Irene Corbach von ihren Erfahrungen. Doch ihre Art verdeckt die Entschlossenheit, mit der sie ihre Arbeit vorantreibt. Vor drei Jahren lehnten die Stadt-verordneten von Köln-Mühlheim ihren Vorschlag ab, mit einem Gedenkstein an die früheren jüdischen Einwohner zu erinnern. Doch sie schreibt weiter Briefe und führt Gespräche. „Die Politiker werden eines Tages nicht mehr im Amt sein“, sagt sie, „und ich habe schon 80 Namen für das Denkmal."

 
 

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