Widen the Circle Jahresthema 2023: Veränderung
Unsere Veranstaltungen im Jahr 2023 sollen den Teilnehmenden die Möglichkeit geben sich zu begegnen, neue Ansätze und Blickwinkel kennenzulernen, Ideen zu entwickeln und neue Impulse für ihre Arbeit zu bekommen.
Dieses Jahr möchten wir uns dem Thema "Veränderung" widmen und dabei Fragen angehen wie “Wie hat sich die Erinnerungsarbeit in den letzten Jahren gewandelt?” “Welche gesellschaftlichen Veränderungen haben Auswirkungen auf die historisch-politische Bildungsarbeit?” “Was sollte sich denn verändern?” Und “Wie können wir mit konkreten Veränderungen umgehen?”
Winterforum 2023
Dr. Elke Gryglewski
Alex Stolze
(© Elena Krasnokutskaya)
Nina Taubenreuther
Janika Raisch
Carmen Bisotti
Wencke Stegemann
Am Winterforum möchten wir beginnen uns mit diesen Fragen zu beschäftigen. Dazu werden wir zum Auftakt einen Einstiegsimpuls zum Thema “Veränderung(en) in der Erinnerungsarbeit” von Dr. Elke Gryglewski (Geschäftsführung der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten) hören. Am Samstag Abend werden wir mit Künstler Alex Stolze über sein Engagement für Räume und Sichtbarkeit von jüdischer Kultur und Identität sprechen, was er sich für seinen neu eröffneten Ort “Neustettlin” in der Uckermark wünscht und warum eine lebendige Erinnerungskultur auch eine lebendige und plurale Gegenwartskultur braucht.
Am Sonntag Nachmittag werden wir uns in Workshops mit verschiedenen Formen von Veränderung in der Erinnerungsarbeit beschäftigen und konkrete Ansätze aus der Praxis kennenlernen: Wie geht man damit um, dass es immer weniger Zeitzeug*innen gibt (Nina Taubenreuther und Janika Raisch, Zweitzeugen e.V.)? Wie kann man neue Medien sinnvoll einsetzen und Erinnerung im digitalen Zeitalter gestalten (Carmen Bisotti, Geschichtomat)? Wie kann man junge Menschen ansprechen, die sowohl biografisch als auch zeitlich weniger nah mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts verbunden sind (Wencke Stegemann, Stories for Tomorrow)?
Wir freuen uns sehr auf anregende Tage mit Ihnen!
Das Winterforum findet digital auf der Onlineplattform Zoom statt.
Programm:
Donnerstag, 12.01.,
18:00-20:00 Uhr
Vorstellung der Preisträger*innen 2023
Einführung in das Thema mit einem Expertinnenbeitrag von Dr. Elke Gryglewski (Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen)
Samstag 14.01.,
17:00-18:00 Uhr
"Kleiner Stammtisch": Informeller Austausch im und über das Widen the Circle Netzwerk. Neue Teilnehmer*innen sind herzlich Willkommen
Samstag 14.01.,
18:00-20:00 Uhr
Havdalah Zeremonie - gemeinsam die neue Woche begrüßen. Mit Kantorin Annette Willing
Keynote: Gespräch mit Künstler Alex Stolze, moderiert von Sabeth Schmidthals
Sonntag, 15.01.,
14:00-17:00 Uhr
Workshops mit den Initiativen:
Geschichtomat
Zweitzeugen e.V.
Stories for tomorrow
Gemeinsame Reflexion und Austausch im Netzwerk
Da die Workshops parallel stattfinden, ist nur die Teilnahme an einem der drei Workshops möglich. Nähere Informationen zu den einzelnen Teilveranstaltungen, insbesondere der Workshops folgen in den kommenden Wochen.
Anmeldung:
Wie immer können Sie natürlich auch nur an Teilen des Forums teilnehmen. Sie können sich hier für die Veranstaltung registrieren.
Die Referent*innen
Donnerstag
Dr. Elke Gryglewski
Die Zukunft gestalten - Veränderungen in der Erinnerungsarbeit
Dr. Elke Gryglewski ist die Direktorin der Gedenkstätte Bergen Belsen und Vorsitzende der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Sie arbeitet seit mehr als 25 Jahren zur Pädagogik des Gedenkens und war Leiterin der pädagogischen Abteilung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin. Die Politikwissenschaftlerin schrieb ihre Dissertation über Berliner arabisch-palästinensische und türkische junge Menschen und deren Verhältnis zur NS-Zeit und zum Holocaust. Mit dieser Erfahrung in der pädagogischen Erinnerungsarbeit und dem großen Verständnis von Gedenken in einer immer diverser werdenden Gesellschaft, wird sie am Widen the Circle Winterforum den Auftakt zu unserem Jahresthema “Veränderung” geben. Wir freuen uns sehr, ihren Blick auf Veränderungen in der Erinnerungsarbeit kennenzulernen und zu hören, welche Veränderungen sie in der Zukunft für notwendig hält, um eine authentische, lebendige und wirkungsvolle Erinnerungskultur zu gestalten.
Samstag
Alex Stolze
Jüdisches Leben, Kunst und Erinnerung - der Musiker im Gespräch mit Sabeth Schmidthals
Alex Stolze ist in Ostberlin aufgewachsen, fühlt sich in London zu Hause und lebt seit einigen Jahren großteils in der Uckermark, nahe der polnischen Grenze. Dort hat der Künstler und Geiger sein Herzensprojekt geschaffen: ein “Kultur-Kibbuz” oder “Neustettlin”, wie er es heute nennt. An diesem “ersten jüdischen Ort in der Uckermark seit 1942” sollen Künstler*innen von nah und fern Raum haben, kreativ zu sein, sich wohlzufühlen und Kultur leben zu können. Er wird uns erzählen, welche Rolle das Jüdischsein in seinem Leben spielt, was er mit dem Ort erreichen möchte und wie er sich mit seinem Projekt “Map of empty space” der Erinnerung an die lokale Geschichte genähert hat. Im Gespräch mit Sabeth Schmidthals können wir so einen Musiker kennenlernen, dessen Engagement weit über sein Studio hinaus strahlt.
Sonntag
Erinnern ohne Zeitzeug*innen - Das Zweitzeugenkonzept
Referentinnen: Janika Raisch & Nina Taubenreuther
Wie gelingt Erinnerungsarbeit ohne Zeitzeug*innen? Wie kann man Kindern und Jugendlichen einen Zugang zum komplexen Thema Holocaust und Nationalsozialismus ermöglichen, der sie stärkt und ermutigt, ihre eigene Erinnerungskultur zu gestalten? Über persönliche Erzählungen von Holocaust-Überlebenden macht ZWEITZEUGEN e. V. Geschichte nachfühlbar und begreifbar(er). Der Zeitzeuge Elie Wiesel sagte einst: »Jeder, der heute einem Zeugen zuhört, wird selbst ein Zeuge werden.«. Davon geleitet, haben wir bisher 37 (Über)Lebensgeschichten des Holocaust dokumentiert und erzählen als Zweitzeug*innen von ihren Geschichten über das Leben vor, während und nach dem Holocaust. In diesem Workshop stellen wir euch unsere Arbeit und unser didaktisches Konzept vor und ihr hört Teile der Geschichte des Zeitzeugen Dr. Leon Weintraub. Erzählt und weitergegeben von seiner Zweitzeugin Janika Raisch. Im Anschluss wollen wir einen Blick auf die Wirkung unserer Arbeit werfen und mit euch die Frage diskutieren: Kann Erinnerungsarbeit ohne Zeitzeug*innen nachhaltig gelingen?
Jüdische Geschichte mit digitalen Hilfsmitteln lehren. Das Hamburger Projekt Geschichtomat
Referentin: Carmen Bisotti
Wie kann jüdische Geschichte für Jugendliche „zeitgemäß“ und alltagsnah vermittelt werden? Das Bildungsprojekt Geschichtomat versucht mit Hilfe digitaler Mittel darauf eine Antwort zu finden. Ziel des deutschlandweit einzigartigen Projekts ist es, Schüler:innen einen eigenständigen Zugang zur jüdischen Geschichte, Kultur und Gegenwart in ihrer Stadt zu eröffnen. Der Einsatz digitaler Technik spielt dabei eine entscheidende Rolle. Hinter Geschichtomat steht eine Website mit einem digitalen Stadtplan, der von den teilnehmenden Jugendlichen bespielt und gestaltet wird.
Im Rahmen von Projektwochen begeben sich die Schüler*innen auf Spurensuche: Sie recherchieren, besuchen Museen und Archive, führen Interviews und sammeln Film- und Fotomaterial. Unterstützt werden sie dabei von Historiker*innen und Medienpädagog*innen. Ihre Ergebnisse halten sie in Videos fest, die auf der Projektwebsite www.geschichtomat.de veröffentlicht werden. In den vergangenen 10 Jahren nahmen über 900 Schüler*innen an dem Projekt teil und erarbeiteten mehr als 250 Beiträge.
Der Workshop gibt einen Einblick in die Arbeit des Projektes. Er zeigt Möglichkeiten auf, wie (jüdische) Geschichte nachhaltig und spannend für Jugendliche vermittelt werden kann.
Mit jungen Menschen diverser Hintergründe eine Verbindung zur deutschen Geschichte schaffen. Stories for tomorrow und das Konzept „Dialog. Respekt. Empathie".
Referentin: Wencke Stegemann
Stories for tomorrow führt interaktive und handlungsorientierte Workshops für Schüler*innen und Jugendliche zu jüdischem Leben und aktuellem Antisemitismus durch.
In dem Konzept “Dialog. Respekt. Empathie.” arbeiten die Teilnehmer*innen in drei Modulen: „Meine Perspektive“, „Die Perspektive der Anderen“ und „In den Dialog treten“. Die Vermittlung von Reflexions- und Kommunikationskompetenzen ist die Grundlage, um die Möglichkeit eines Dialogs zu fördern. Ein Austausch mit Empathie und dem Willen miteinander in Verbindung zu treten ist für uns Basis einer demokratischen Gesellschaft. In individuellen Workshops, Exkursionen, Projektwochen oder Schuljahres-Projekte, arbeitet Stories for Tomorrow mit dem Fokus auf Jüdisches Leben & aktuellen Antisemitismus, immer jedoch intersektional. Das Ziel dabei ist, die Teilnehmer*innen zur Reflexion über die eigene Perspektive anzuregen, und sie neugierig zu machen, andere Perspektiven kennenzulernen.
Wissensinputs bezogen auf den Kenntnisstand der Gruppe, interaktive Übungen zur Förderung des Selbstlernens und Lernens miteinander sind genauso Bestandteil des Konzepts wie biografisches Arbeiten, Recherche zu aktuellen und historischen lokalen Ereignissen, kreative Arbeiten zur Darstellung der eigenen Perspektive und zum Dialog.
Im Rahmen des Widen the Circle Winterforums spielen wir das Konzept mit Modulen aus unterschiedlichen Formaten exemplarisch durch, geben dabei Erläuterungen zu Methodik, Umsetzung und Herausforderungen aus unserer Arbeit und freuen uns auf die Eindrücke der Teilnehmer*innen.