Das Widen the Circle Sommerforum
9. – 11. Juni 2023
Das Forum widmet sich dem Thema:
Globale Perspektiven auf Erinnerungsarbeit: Veränderungen begegnen
Dabei wird ein Hauptfokus auf dem Austausch von Erfahrungen und Einblicken aus den USA und Deutschland liegen. Wie verändert sich die Erinnerungsarbeit und wie muss sie verändert werden? Gibt es ähnliche Herausforderungen? Diesen und mehr Fragen können wir am Samstagabend und Sonntagvormittag nachgehen.
In der Auftaktveranstaltung mit Dr. Lisa Bratton, Steve Murray und Veronika Nahm wird es um die Frage gehen, wie durch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit gegenwärtige Narrative in den USA und Deutschland verändert werden können. Dr. Lisa Bratton ist Historikerin und hat ihre eigene Familiengeschichte der Versklavung erforscht, Steve Murray leitet das Alabama Department of Archives and History und Veronika Nahm ist Expertin für historisches Lernen und Leiterin des Anne Frank Zentrums in Berlin. Sie alle bringen eine einzigartige Perspektive zu diesem Thema ein.
Außerdem finden am Sonntagvormittag Workshops/Sessions zum Thema Veränderung in der Erinnerungsarbeit in den USA und Deutschland statt. Details dazu werden wir hier in Kürze hier ergänzen.
Wir freuen uns sehr, mit unserem Visiting Program eine Delegation von hochspannenden Expert*innen aus dem Bereich der Erinnerungs- und Antidiskriminierungsarbeit zu Gast zu haben, von ihrer Arbeit zu hören und vor allem auch ihnen die Gelegenheit zu geben, durch den Austausch mit den Menschen im Widen the Circle Netzwerk mehr über die Erinnerungsarbeit in Deutschland zu lernen.
Zudem wird es schon vor dem offiziellen Beginn des Programms am Samstagnachmittag ein Angebot für diejenigen geben, die schon früher nach Berlin kommen möchten und in informellem Rahmen etwas über die Geschichte Berlins und gegenwärtige jüdische Initiativen zu lernen. Unter anderem werden wir das Projekt “Jüdisches Zentrum Synagoge Fränkelufer” kennenlernen.
Das Sommerforum bietet auch dieses Jahr wieder die Gelegenheit, spannende Einblicke in die Arbeit inspirierender und engagierter Menschen zu bekommen und die Möglichkeit für informellen Austausch und neue Kontakte.
Wir freuen uns sehr, wenn Sie dabei sind!
Vorläufiges Programm:
Hinweise
Der offizielle Start der Veranstaltung ist am Samstagnachmittag um 17 Uhr. Wir möchten jedoch denjenigen, die früher anreisen, die Möglichkeit geben, schon am Freitag und Samstag tagsüber an informellen Aktivitäten teilzunehmen.
Das Programm ist auch für Teilnehmer*innen möglich, die wenig oder kein Englisch sprechen (es werden Teilveranstaltungen auf deutsch, oder eine Übersetzung angeboten).
Dieses Programm ist vorläufig. D.h. es kann noch zu Änderungen bei einzelnen Programmpunkten kommen.
Freitag, 09.06.2023
Ab 19 Uhr: Informeller Stammtisch
Samstag, 10.06.2023
10:30-12:00 Uhr: Begrüßung und Rundgang durch den Veranstaltungsort “Refugio”
12:00-13:00 Uhr: Jüdisches Zentrum Synagoge Fränkelufer. Gespräch mit Initiator Dekel Perez
13:00-14:00 Uhr: Mittagessen/Snack und Gespräch über jüdisches Leben und Kunst in Berlin mit Nickolai Todorov
14:30-16:30 Uhr: Rundgang durch Berlin-Kreuzberg
Offizieller Beginn des Sommerforum
17:00-19:00 Uhr: Podiumsgespräch “Auseinandersetzung mit der Vergangenheit: Veränderungen von Narrativen in den USA und Deutschland” mit Lisa Bratton, Steve Murray und Veronika Nahm. Moderiert von Marc Skvirsky
Ab 19.30 Uhr: Gemeinsames Abendessen (inklusive)
Sonntag, 11.06.2023
09.00-13.00 Uhr: Vorträge und Workshops auf Englisch
09.00-10.00 Uhr: Musikperformance von Evan Milligan
10.00-11.10 Uhr: Workshops
(1) Workshop mit deutsch-französischer Kooperation “Footprints4Freedom: Wie wir erinnern wollen”
(2) “Mock lesson” mit Dr. Tanya Huelett
(3) Amy Spitalnick im Gespräch mit Anetta Kahane
11:25-12:25: Gespräch mit Dr. Dave Tell & Angelika Rieber (moderiert von Dr. Karlos Hill)
13.00-14.00 Uhr: Mittagessen (inklusive)
14.00-16.00 Uhr: Netzwerktreffen und Ausklang (Details folgen)
Veranstaltungsort
Die Workshops und Vorträge des Forums finden in Berlin Neukölln, im Refugio statt (Lenaustr. 3, 12047 Berlin-Neukölln | U-Bahn: Schönleinstraße oder Hermannplatz).
Die Auftaktveranstaltung
Auseinandersetzung mit der Vergangenheit: Veränderungen von Narrativen in den USA und Deutschland
Wir werden die vielen Einflüsse untersuchen, die unsere Wahrnehmung der Geschichte prägen, z. B. wie sich Erzählungen mit jeder Generation verändern, wie neue Forschungsergebnisse historische Erzählungen prägen können und wie lokale demografische Gegebenheiten und die politische Landschaft die Wahrnehmung der Geschichte beeinflussen. Wie sollten wir Geschichten von Völkermord und Gewalt erzählen? Wessen Stimmen sollten einbezogen werden? Und wer sollte darüber entscheiden, wie Geschichte durch öffentliche Denkmäler, Museen und Gedenkstätten vermittelt wird? Aktivist*innen aus beiden Ländern kommen zusammen, um sich über die Bedeutung der Erinnerungsarbeit für die Diskussion auf nationaler Ebene und den Kampf gegen Hass auszutauschen.
Der Vortrag wird auf Englisch gehalten, eine deutsche Übersetzung ist verfügbar. Die Veranstaltung wird auch live gestreamt.
Wann? Samstag, 10.06., 17:00 - 19:00 Uhr
Wo? Refugio Berlin, Lenaustr. 3, 12047 Berlin
Dr. Lisa Bratton
Dr. Lisa Bratton ist außerordentliche Professorin für Geschichte an der Tuskegee University in Alabama. Als Historikerin für das Tuskegee Airmen Oral History Project befragte sie über 250 der berühmten Piloten. Außerdem hat sie ein Oral-History-Projekt in Historic Brattonsville geleitet, der Plantage in South Carolina, auf der ihre Vorfahren, Green und Malinda Bratton, versklavt wurden. In ihrem demnächst erscheinenden Buch "I am the Forever" (Ich bin die Ewigkeit) werden die über 150 Jahre alten Aufzeichnungen über die Plantage neu aufbereitet, um zu zeigen, wie sich die versklavten Menschen gegen die Brutalität der Versklavung und deren schreckliche Folgen wehrten. Im Jahr 2022 erfuhr Dr. Lisa Bratton durch einen DNA-Beweis, dass sie mit den weißen Brattons, die ihre Vorfahren versklavten, blutsverwandt ist, und trifft sich seither monatlich mit deren Nachkommen, um über die schwierigen Fragen zu diskutieren, die sich aus ihrem gemeinsamen Erbe ergeben. Die beiden Nachfahrengruppen arbeiten auch gemeinsam an verschiedenen Erinnerungsprojekten.
Steve Murray
Steve Murray ist Direktor des Alabama Department of Archives and History (ADAH), der staatlichen Behörde, die als ständiger Aufbewahrungsort für staatliche Regierungsunterlagen, eine Bibliothek mit Sondersammlungen und das Geschichtsmuseum des Bundesstaates fungiert. Im ADAH und in öffentlichen Geschichtsnetzwerken ist Murray ein Verfechter der historischen Selbstreflexion als Grundlage für den Aufbau einer inklusiven Organisation. Die ehrliche Auseinandersetzung mit der Geschichte des ADAH, die rassistische Diskriminierung unterstützt hat, ist ein Schlüsselelement der Verpflichtungserklärung der Behörde für 2020. Im Jahr 2022 kündigte die Behörde an, dass sie sich um die Rückführung ihrer Sammlung von sterblichen Überresten und Grabbeigaben der amerikanischen Indigenen bemühen werde. Auf nationaler Ebene ist Steve unter anderem Mitglied des Council of State Archivists (CoSA) und des Vorstands der American Association for State and Local History (AASLH).
Veronika Nahm
Veronika Nahm ist Direktorin des Anne Frank Zentrums in Berlin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind derzeit historisches Lernen in der Grundschule, die Verknüpfung von historischem Lernen und Menschenrechtsbildung sowie die pädagogische Arbeit gegen Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen im europäischen Kontext. Sie hat in München, Berlin und Paris Geschichte und Jura studiert. Von 2004 bis 2007 arbeitete sie für den Bereich Bildung und Vermittlung des Deutschen Historischen Museums. Sie leitet die Kommission Jugendbildung im Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten.
Marc Skvirsky
Marc Skvirsky ist kürzlich als Vizepräsident und Chief Program Officer von Facing History and Ourselves in den Ruhestand getreten. Im Laufe von fast vier Jahrzehnten hat er dazu beigetragen, die Organisation von einer kleinen gemeinnützigen Bildungseinrichtung mit einer Handvoll Mitarbeiter*innen zu einer internationalen Organisation mit 10 Büros und Partnerschaften rund um den Globus zu entwickeln. Derzeit berät er mehrere gemeinnützige Organisationen und Stiftungen und ist Mitglied des Lehrkörpers des Institute for Nonprofit Practice.
Vorträge und Workshops am Sonntag
(1) Workshop mit deutsch-französischer Kooperation „Footprints4Freedom: Wie wir erinnern wollen“
Margit Sachse, Delegierte von „Schüler:innen gegen Vergessen für Demokratie“ und junge „Ambassadeurs de la mémoire de la Shoah“ zeigen Kostproben ihrer Arbeit, die in der WebApp „Footprints4Freedom“ veröffentlicht werden. Regionalgeschichtliche Studien und die aktive Einbeziehung junger Menschen und Künstler:innen tragen in dieser transeuropäischen Arbeit zu einem neuen Verständnis von global history bei. Die Teilnehmer:innen am Widen-The-Circle Sommerforum werden eingelade, wichtige Orte der Erinnerung und des Gedenkens in ihrer Region oder im Rahmen von Studienfahrten und Begegnungen zu geolokalisieren und die vergessenen Geschichten hinter diesen Orten (les taches blanches) sichtbar zu machen. (Englisch, keine Übersetzung)
(2) “Mock lesson” mit Dr. Tanya Huelett
Dr. Tanya Huelett leitet den Bereich der Entwicklung pädagogischer Inhalte der Bildungsorganisation “Facing History and Ourselves". Mit über 20 Jahren Erfahrung als Historikerin und Pädagogin ist sie Expertin auf dem Gebiet der ethischen Bildung. In diesem Workshop wird sie auf die pädagogischen Ansätze von Facing History and Ourselves eingehen. In einem Probeunterricht können Sie die Methoden praktisch kennenlernen und erfahren, wie Kinder und Jugendliche sich durch die Lerninhalte empathisch mit der schwierigen Geschichte von Gewalt und Ausgrenzung auseinandersetzen können. (Englisch, keine Übersetzung)
(3) Amy Spitalnick im Gespräch mit Anetta Kahane
In dieser Teilveranstaltung spricht Amy Spitalnick mit Anetta Kahane über ihren Einsatz gegen Rechtsradikalismus und was es heißt als jüdische Frau politisch gegen Antisemitismus vorzugehen. Wie kann man wirksam Veränderungen auf politischer Ebene erreichen? Was treibt sie an und welche Rolle spielt dabei die eigene Familiengeschichte? Amy Spitalnick war zuletzt Geschäftsführerin der Organisation “Integrity First for America”, die ihre bahnbrechende Klage gegen Neonazis und weiße Rassisten, die für die rechtsextreme Gewalt in Charlottesville 2017 verantwortlich waren, gewonnen hat. Seit kurzem ist sie Geschäftsführerin des Jewish Council for Public Affairs. Anetta Kahane hat als Gründerin und ehemalige Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung maßgeblich politische und zivilgesellschaftliche Bemühungen im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus vorangetrieben. (Englisch, Übersetzung ins Deutsche wird angeboten)