Obermayer German Jewish History Award

Peter Körner

Johannesberg/Aschaffenburg, Bayern

Als junger Journalist berichtete Peter Körner in Aschaffenburg über ein Ereignis, das sein Leben verändern sollte.

Das Ereignis geht zurück auf das Jahr 1978, als seine Stadt - wie viele andere Orte in Deutschland - ehemalige jüdische Mitbürger aus aller Welt zu einem Besuch in ihrer Heimatstadt einlud. "Ich kam dorthin und musste feststellen, dass es kaum Wissen über die Geschichte der Aschaffenburger Juden gab", erklärt Körner, der für das Main-Echo schreibt. Er erkannte, dass er selbst aktiv werden musste, wenn er etwas für das Gedenken an die jüdische Geschichte der Stadt tun wollte.

Heute hat Aschaffenburg dank Körner und einiger Kollegen ein Jüdisches Museum; die zwei jüdischen Friedhöfe wurden dokumentiert, und am Standort der ehemaligen jüdischen Synagoge und Schule steht ein Denkmal. Es sind bleibende Kontakte zu ehemaligen jüdischen Mitbürgern und ihren Kindern entstanden, und die jüngeren deutschen Generationen haben durch diese positiven Verbindungen viel über die Geschichte erfahren. Darüber hinaus wurde auch ein ganz bemerkenswertes Projekt ins Leben gerufen: Die Online-Datenbank "Juden in Unterfranken" ist in Deutschland einmalig und führt Informationen von örtlichen Friedhöfen und aus den Archiven zusammen.

"Es war sehr beeindruckend zu erfahren, dass die Geschichte meiner Familie in Deutschland so tief reicht. Ich war völlig überrascht", so Richard Hamburger, ein Rechtsanwalt aus New York, der Peter Körner nominiert hat und dessen Familie väterlicherseits aus Aschaffenburg stammt. Benjamin Gidron aus Tel Aviv, der Peter Körner ebenfalls für den Preis vorgeschlagen hat, erklärt: "Sie setzen ein Beispiel für das, was in einer kleinen Stadt möglich ist […], um dem Vermächtnis der jüdischen Gemeinde nachzuspüren." 

Von Anfang an wurde Körner von Bürgern und Politikern in Aschaffenburg unterstützt. "Und wenn ich in der Zeitung darüber schrieb, gab es nie negative Reaktionen." Bürgermeister Klaus Herzog erinnert sich, dass es Körner war, der zu Beginn der 80er Jahre die Debatte zum Umgang mit der jüdischen Geschichte Aschaffenburgs in Gang brachte. Damals wurde die Gestaltung der Brachfläche am Ort der früheren Synagoge diskutiert. "Aus dieser [Diskussion] ergab sich zuallererst das, was man gemeinhin ,Erinnerungsarbeit' nennt. In Aschaffenburg bedeutete dies eine völlige Neuorientierung", so Herzog.

1984 wurde das Museum jüdischer Geschichte und Kultur im früheren Rabbinerhaus eröffnet. Ein Jahr später gründete Körner den Förderkreis "Haus Wolfsthalplatz", der sich für die Errichtung einer Gedenkstätte am ehemaligen Standort der Synagoge einsetzte, die in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 zerstört wurde. Körner war Vorsitzender des Förderkreises, bis vor zehneinhalb Jahren Dr. Josef Pechtl diese Aufgabe übernahm. Heute veranstaltet der Förderkreis auch Vorträge, Lesungen und wissenschaftliche Tagungen. "Ich habe viel von [Peter Körner] gelernt", erzählt Pechtl, "insbesondere, was es heißt, Bleibendes in Erinnerung an die jüdische Geschichte und Kultur zu schaffen."

1993 veröffentlichte Körner ein "Biographisches Handbuch der Juden in Stadt und Altkreis Aschaffenburg", das von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis ins Jahr 1945 reicht. Es ist eine Ergänzung zum Museum, das regelmäßig von Schulklassen besucht wird, und stellt die Verbindung zu den Namen auf dem Friedhof und in den Stammbäumen her.

"Unsere Familiengeschichte wartete dort förmlich auf uns", erzählt Richard Hamburger. "Und so erfuhren mein Bruder und ich, als wir im Jahr 2007 dorthin kamen, dass unsere Ur-Ur-Ur-Großeltern Abraham und Karolina hießen und auf diesem Friedhof begraben wurden." Benjamin Gidron schrieb in seiner Empfehlung, er sei "erstaunt, so viele gut aufbereitete Informationen [über seine Vorfahren] zu finden, die bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurückreichen." Im vergangenen April besuchte er die kleine Nachbarstadt Altenau, in der die Familie seines Vaters gelebt hatte. "Man führte mich zum jüdischen Friedhof und ans Grab meines Ur-Ur-Großvaters Michael Gradwohl. Auf dem Grabstein steht …, dass er diesen Friedhof einst erbaut hat. Das war wirklich ein bewegender Augenblick für mich."

Von den 400 Juden, die 1933 in Aschaffenburg lebten, wurden laut Körner um die 180 umgebracht. Heute gibt es keine jüdische Gemeinde mehr in Aschaffenburg.

Körner arbeitet derzeit an der Erweiterung der Datenbank um weitere Orte. Und gerne würde er die Inhalte eines Tages auch in andere Sprachen übersetzt sehen. In all diese Projekte möchte Körner Teams aus Freiwilligen und Praktikanten einbinden. Die aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte sieht er als gute Möglichkeit, den jüngeren Generationen nahezubringen, wie furchtbar schnell eine zivilisierte Gesellschaft verfallen kann - und wie vielfältig das jüdische Leben hier einst war.

"Nicht nur die Geschichte ihres Todes ist wichtig", erklärt Gidron, der mithilfe der Datenbank vor kurzem einen Verwandten wiedergefunden hat. "Noch wichtiger ist es die Geschichte ihres Lebens zu dokumentieren und zu zeigen."

 
 

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