Obermayer German Jewish History Award

Hans-Eberhard Berkemann

Bad Sobernheim, Rheinland-Pfalz

Eigentlich ist Hans-Eberhard Berkemann kein Freund lauter Töne. Aber wenn er seine Prinzipien verletzt sieht, erhebt der Pfarrerssohn seine Stimme und kämpft – auch wenn es mehr als 20 Jahre dauert bis er gehört wird. Und dass alle Stätten des Glaubens heilig sind, ist einer seiner wichtigsten Grundsätze. Deshalb reagierte Berkemann, 59, instinktiv, als er herausfand, dass die Generalsanierung seiner Heimatstadt Bad Sobernheim den Abriss des früheren Synagogengebäudes bedeutete. “Es ging mir absolut wider meine anerzogenen Wert-vorstellungen, dass ein Gotteshaus - egal ob benutzt oder nicht - abgerissen werden sollte.“

Obwohl er oft allein auf weiter Flur kämpfte, nutzte er jede erdenkliche Strategie, um den Abriss der Synagoge zu verhindern. Er legte sich mit Lokalpolitikern an, suchte sich Verbündete und trieb Verantwortliche in juristische Auseinandersetzungen. Das Gotteshaus in Bad Sobernheim ist nicht das einzige, das er bewahrte. 1993 half er eine Synagoge im nahe gelegenen Staudernheim zu retten. Doch die Liste seines Engagements ist noch länger: Er war Mitherausgeber einer Zeitschrift zur jüdischen Geschichte, organisierte Ausstellungen und hält Gedenkfeiern ab. Auf dem Bad Sobernheimer jüdischen Friedhof und acht weiteren dokumentierte er jeden Grabstein – Namen, Daten, Inschriften und die Beziehungen zwischen den Familien.

Nicht nur was, sondern auch wie er es tat, beeindruckte viele. „Wenn er etwas für nicht richtig hält, kann er richtig in Rage geraten“, sagt Margrit Schneeweiß, deren Familie einst in Bad Sobernheim lebte. „Dann fragt er nicht lange - er handelt.“ Bürgermeister Hans-Georg Janneck beschreibt ihn als „liebenswürdig und hartnäckig, so wie man sein muss, wenn man sich für etwas wirklich einsetzt.“ 

Was Zivilcourage ist, bekam Berkemann schon in der Familie vorgelebt. Sein Großvater war ein Gegner der Nazis und wurde deshalb 1933 von diesen verprügelt. Sein Vater predigte gegen sie und entging nur knapp einer Verhaftung durch die Gestapo. „Für seine Überzeugung muss man was tun“, sagt Berkemann, „man darf sich beim ersten Widerstand nicht gleich ducken.“

Und wenn Hilfe gebraucht wurde, war er da. Als der jüdische Friedhof mehrmals geschändet wurde, kümmerte sich Berkemann – ein Experte in Denkmalpflege – um die fachgerechte Instandsetzung. Als 1992 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion eine Straße über einen ungenutzten Teil des Friedhofs gebaut werden sollte, kämpfte er erfolgreich dagegen an. Ein Jahr später sollte in Staudernheim das frühere Synagogengebäude versteigert werden. Er kaufte das Haus für 10.000 Mark, weil der lokale Förderverein nicht genug Geld hatte. „So eine Chance kriegt man nur einmal in 50 Jahren“, erinnert sich Berkemann. Er verkaufte das Haus an den Förderverein als dieser genug Geld zusammen hatte.

Berkemann, der Grundschüler unterrichtet, organisiert auch Stadtführungen zur jüdischen Geschichte. Aber seine größten Anstrengungen widmete er der Bad Sobernheimer Synagoge. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente sie nur noch der Lagerung von Möbeln und Lebensmitteln. 1981 erfuhr er, dass sie ganz abgerissen werden sollte. Zwei Jahre machte er Druck auf die Behörden, um die Synagoge unter Denkmalschutz stellen zu lassen, ihre drohende Zerstörung immer vor Augen. „Eine Zeit lang ging ich jeden Morgen zum Gebäude, um die Bagger noch rechtzeitig stoppen zu können“, erinnert er sich. Schließlich überzeugte er die Denkmalschützer, doch es bedurfte eines Rechtsstreits mit dem Besitzer, den Status durchzusetzen. Im Jahr 1989 gründete er mit anderen den „Synagogen Verein“, der trotz des Widerstands einiger Stadtverordneter für den Kauf des Gebäudes durch die Kommune eintrat.

Nach 20 Jahren Kampf bekam der „Synagogen Verein“ im März 2002 schließlich einen Nutzungsvertrag für die Synagoge. Zunächst muss Geld für die Restaurierung gesammelt werden. Dann soll nach dem Willen des Vereins eine Art Gemeinde-und Kulturzentrum entstehen, kein Museum im traditionellen Sinn. Berkemann will es zu einem Treffpunkt für Juden und Nicht-Juden machen, mit Konzerten, Vorträgen, einer Bibliothek und einer Dokumentation über Bad Sobernheims jüdische Kultur. „Ein Museum würde nur zugeben, dass alles vorbei ist“, sagt er. „Es soll aber ein Haus voller Leben sein.“

 
 

THIS WALL BRINGS PEOPLE TOGETHER

Students at this Berlin elementary school, built on the site of a synagogue, have been building a wall for the past two decades. It delivers a powerful message about community.

 

STUDENTS REACHING STUDENTS

When a handful of ninth graders from Berlin met Rolf Joseph in 2003, they were inspired by his harrowing tales of surviving the Holocaust. So inspired that they wrote a popular book about his life. Today the Joseph Group helps students educate each other on Jewish history.

 

“I SPEAK FOR THOSE WHO CANNOT SPEAK”

Margot Friedländer’s autobiography details her struggles as a Jew hiding in Berlin during World War II. Now 96, she speaks powerfully about the events that shaped her life and their relevance today.