Obermayer German Jewish History Award

Carla und Erika Pick

Borken, Nordrhein-Westfalen

Carla und Erika Pick aus Borken arbeiten noch immer mit der Präzision eines deutschen Amtes, jedoch mit der Wärme zweier liebenswürdiger älterer Damen im Alter von 75 Jahren. Die Zwillinge sind die ältesten Mitglieder des “Arbeitskreises Jüdisches Leben in Borken und Gemen” und dennoch ein Motor, der die Gruppenarbeit voran bringt.

Für den Arbeitskreis laden die Geschwister Pick Juden ein, die früher in Borken lebten, damit sie in Schulen über ihre Erfahrungen im Nationalsozialismus und über jüdisches Leben und Kultur berichten. Die Schwestern, die zwölf Jahre an der gleichen Schule lehrten, halten durch regelmäßige Briefe und Grußkarten den Kontakt mit Überlebenden. Sie haben außerdem ein umfangreiches Archiv an Interviews, Familienfotos und -geschichten aufgebaut. „Selbst um Details herauszufinden, setzen sie Himmel und Hölle in Bewegung“, sagt Arbeitskreis-Mitglied Mechthild Schöneberg. „Durch ihre akribische Arbeitsweise fördern sie immer wieder unglaubliche Sachen zu Tage.“

Die zwei Schwestern halten den Motor am Laufen und sind doch Teil eines 5-köpfigen Teams. Die Sozialwissenschaftlerin Mechthild Schöneberg, 42, und der Historiker Thomas Ridder, 44, bringen fundiertes Wissen in den Arbeitskreis ein und leisten einen Großteil der Archivarbeit. Maria Wolters-Höyng verfügt als Geschäftsfrau über gute Kontakte zu Banken und Firmen. Sie kümmert sich um finanzielle und organisatorische Fragen.

Im Jahr 1988 wurde Mechthild Schöneberg gebeten, damals aktiv in der Lokalpolitik, eine Ausstellung zum 50. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ zu organisieren. Auch Erika und Carla traten dem dafür gegründeten 12-köpfigen Arbeitskreis bei. Bis dahin waren die pensionierten Lehrerinnen eher für ihre Puppensammlung im Stadtmuseum bekannt. „Ursprünglich dachten wir, wir könnten vielleicht die Schreibarbeiten, Protokolle und ähnliches übernehmen“, sagt Erika. Carla ergänzt: „Während der Nazi-Zeit waren wir noch ziemlich jung, doch wir dachten, wir könnten vielleicht auch als Zeitzeugen über unsere Erinnerungen berichten.“ Mehr als 10.000 Besucher sahen die Ausstellung, die zurück bis ins 14 Jahrhundert führt. Die heutigen fünf Mitglieder des Arbeitskreises entschlossen sich, weiter zu machen. „Wir dachten: ‚Wenn wir jetzt aufhören, werden unsere Forschungsergebnisse wieder verloren gehen‘“, sagt Ridder.

Seitdem kam noch eine Dokumentation zur Ausstellung „Leben und Schicksal der Juden in Borken“ hinzu. Außerdem initiierte der Arbeitskreis ein einzigartiges Programm für die örtlichen Schulen. Mit einer Arbeitsmappe und einem Koffer mit Kultgegenständen werden jüdische Geschichte, Kultur und Religion unterrichtet. Mindestens einmal im Jahr kommen Überlebende an die Schulen und erzählen ihre Geschichte. „Es ist viel anschaulicher, wenn jemand beschreibt, wie er wegen der SA frierend im Schlafanzug auf der Straße stand, als wenn ich allgemein erzähle, in der Pogromnacht kam es zu Übergriffen auf Juden“, sagt Ridder.

Der Ex-Borkener Gershon Kaddar kam aus Israel, um vor Schülern zu berichten. „Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte ich das Gefühl, ich habe meine Rechnungen mit den Deutschen beglichen und wollte das Land nicht wiedersehen“, sagt er. „Der Arbeitskreis hat Borken ganz sicher verändert und für unsere Familie wieder eine Verbindung zu unserer Geschichte geschaffen.“

Heute konzentriert sich die Gruppe darauf, den Kontakt mit Überlebenden zu pflegen und so viele Informationen wie möglich über die Familien zusammenzutragen. Noch ist jedoch unklar, wie es weitergeht, wenn die Zeitzeugen nicht mehr kommen können. Viele sind bereits in einem hohen Alter; nur fünf konnten in den vergangenen Jahren noch zu Besuchen kommen. Aber die Geschwister Pick und die anderen Mitglieder sammeln Ideen wie sie den Austausch mit den Nachkommen weiter führen können.

 
 

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